FoundersTalk im Juni: „Einfach machen“ – Dietrich Pfeffer erzählt seine Geschichte

Manche Vorträge bleiben im Kopf. Nicht, weil sie perfekt vorbereitet sind oder mit Hochglanzfolien aufwarten, sondern weil sie offen, ehrlich und authentisch eine spannende Geschichte erzählen. So war es bei Dietrich Pfeffer – 33 Jahre alt, gelernter Informatikkaufmann, Unternehmer aus Hardheim und Mitinhaber von lettershop.de. Er hat gestern im Tauberwerk beim FoundersTalk seine Geschichte erzählt. Diese ist keine glattgebügelte Gründer-Story. Sie ist echt. Mit vielen Bauchentscheidungen, harter Arbeit, natürlich Glück – und vor allem ganz viel Mut zum Machen um sich bietende Gelegenheiten nicht verstreichen zu lassen.

Der Weg in die Selbstständigkeit – ohne Masterplan

Nach seiner Ausbildung in einer Druckerei war Dietrich schon sehr jung klar: Er will eigenverantwortlich arbeiten – am besten als sein eigener Chef. Aber: Wohin genau die Reise gehen sollte, wusste er noch nicht. Also holte er die Fachhochschulreife nach, um evtl. studieren zu können – und er nutzte die Zeit zum Überlegen.

In dieser Phase bot sich eine unerwartete Möglichkeit: Die Postfiliale seines ehemaligen Ausbildungsbetriebs stand zur Übernahme. Sie war in keinem guten Zustand – weder vom Erscheinungsbild noch von den Abläufen her. Dietrich entschied zusammen mit seinem Bruder die Filiale zu übernehmen. Ohne Erfahrung, ohne Angestellte – aber mit viel Energie und dem festen Willen, daraus etwas zu machen.

Doch schon bei der Übernahme trafen sie auf ein typisches Problem: Junge, enthusiastische, energiegeladene Menschen treffen auf alte Männer – in diesem Fall einen skeptischen Vermieter, der ihnen schlichtweg nicht zutraute, das zu stemmen. Erst mit Unterstützung des früheren Eigentümers ließen sich die Hürden überwinden. Schade, dass gerade jungen Menschen so wenig zugetraut wird – ein strukturelles Problem, das viel Eigeninitiative verhindert und Motivation bremst. Zum Glück nicht in dieser Geschichte.

Denn dass sie es dennoch konnten, bewiesen sie eindrucksvoll. Sie renovierten, organisierten neu, passten Öffnungszeiten an – und vor allem: Sie hörten den Menschen zu. „Aktives Zuhören“ nennen sie das – und es war wohl der Schlüssel zu ihrem Erfolg. Die verstaubte Filiale wurde innerhalb kurzer Zeit zu einer der erfolgreichsten Postfilialen Deutschlands – geführt von zwei der jüngsten Postpartner überhaupt.

Und schon beim Kauf zeigten sie Kreativität und Verhandlungsgeschick, denn eine Finanzierung hätten sie wahrscheinlich nicht bekommen (da sind sie wieder – die alten Männer, die 20-jährigen nix zutrauen). Sie verhandelten einen höheren Kaufpreis, der dafür aber in Raten bezahlt werden konnte – so konnten sie ganz ohne Bank starten.

Die Postfiliale als Sprungbrett

Die 2012 übernommene Postfiliale sahen die Brüder aber von Anfang an nur als Sprungbrett. Zwar kam bald eine zweite Filiale in Buchen dazu – aber schon 2015/2016 verkauften sie beide Filialen. Was folgte, war eine bewusste Auszeit: ein Jahr reisen, erleben, nachdenken, und wie Dietrich sagte: vor allem Geld ausgeben.

Und wieder spielte ihnen der Zufall in die Hände: Der Inhaber des alten Ausbildungsbetriebs wollte noch eine Postfiliale verkaufen. Daran waren die Brüder zwar nicht interessiert, aber sie fanden die Übernahme der Druckerei und des Lettershops spannend. Die Verhandlungen zogen sich über Jahre und die Finanzierung war schwierig. Banken hielten das Modell für „nicht zukunftsfähig“. Aber schlussendlich überzeugten sie (vermutlich wieder mit ihrem Verhandlungsgeschick) eine lokale Bank – wenn auch nur zu hohen Zinsen. Aber von solchen Rückschlägen ließen sie sich nicht aufhalten.

Wachstum durch Einsatz – und Haltung

Sie übernahmen den Betrieb in einem Asset Deal (also kauften sie nur gewisse Assets der bestehenden GmbH ab) – aber nur drei der neun Mitarbeitenden. Prozesse wurden optimiert, Aufgaben neu verteilt. Vieles machten sie selbst. Ein spannendes Beispiel ist einer ihrer ersten Aufträge, wo kurzfristig 8.000 Poster verpackt und verschickt werden mussten – was sie kurzerhand in den Nächten erledigten. Sie zahlten sich in der Zeit nur ein Mini-Gehalt und verzichteten auf jeglichen Schnick-Schnack (wie Firmenwagen etc.). Aber sie gaben Gas, wie Dietrich mehrfach sagte. Und sie glaubten an ihr Modell.

Teil des Deals war auch die Domain lettershop.de – eine echte Chance. Mit etwas Content und guter SEO-Arbeit waren sie sofort gut bei Google sichtbar – und gewannen schnell Online-Aufträge – so dass sie noch heute weit über Branchenschnitt wachsen.

Altersvorsorge und ein Vorgehensmuster

Als Selbstständige machten sie sich früh Gedanken über Ihre Altersvorsorge. Statt sich auf klassische Produkte zu verlassen, recherchierten sie selbst – und landeten bei Immobilien. Mit Glück, Timing und Mut konnten sie kurzerhand zwei Häuser kaufen. In einem wohnte ihre Tante, weswegen sie vom Verkauf Wind bekamen. Und das andere Wohnhaus ist mit einer Gewerbeeinheit die zu Covid leer stand – weswegen der Kauf überhaupt wirtschaftlich wurde – denn sie zogen dann dort mit ihrem Unternehmen ein. Aber es gab zuerst noch ein Problem: einen Langzeitmietvertrag, aus dem sie eigentlich nicht raus konnten. Aber ganz in Pfeffer-Manier war das doch gar kein echtes Problem – einfach eine Ablöse verhandelt und einen Nachmieter gestellt – fertig. 

In diesem Sinne wiederholt sich auch hier ihr generelles Vorgehen: Sie sehen mehr Chancen als Probleme, knien sich in eine Materie ein, haben dann keine Angst davor loszulegen. Danach ziehen sie es aber auch durch und gehen jegliche Herausforderungen an („head-on“, wie der Amerikaner sagt). Und haben viel Erfolg damit.

Wobei sie zumindest eine Einschränkung machten: Es fällt ihnen leichter, Bestehendes zu übernehmen und zur Blüte zu bringen, als von der Pike auf frisch zu starten. 

Mit diesem Vorgehen wirken sie sehr zufrieden und betonten mehrfach, wie viel Spaß es ihnen macht, etwas zu erschaffen und zu gestalten. Und das strahlen sie auch wirklich aus. Aber das Vorgehen kommt nicht nur ihnen selbst zugute, sondern sie haben in der Gegend auch einiges bewegt. 

Aus meiner Sicht basiert ihr Erfolg auf mehreren Säulen:

  • Sie machen. Wenn sich etwas gut anfühlt, wird’s ausprobiert. Gelegenheiten werden erkannt – und genutzt. Dietrich nahm auch bewusst den Begriff “Window of Opportunity” in den Mund.
  • Sie fokussieren. Was bringt wirklich Wert? Was kann weg?
  • Sie verhandeln klug und verkaufen überzeugend. Auch wenn man das sicherlich trainieren kann, sind sie hier einfach Naturtalente.
  • Sie arbeiten sich in alles rein. Ohne BWL-Studium, aber mit Neugier haben sie sich ein enormes Praxiswissen erarbeitet. Und ich bin mir sicher, dass sie sich auch in Zukunft weiterhin mit Freude in viele neue Themen einarbeiten werden.
  • Sie haben familiären Rückhalt. Nicht nur dass die Brüder wie Pech und Schwefel zusammenzuhalten scheinen, auch Vater und Tante arbeiten im Betrieb mit.

Und: Sie denken in Zyklen. Alle zwei Jahre setzen sie sich gemeinsam neue Ziele. Die Agenda 2026 steht bereits – und ich bin mir sicher: Die wird angepackt.

Fazit

Der Vortrag von Dietrich war faszinierend. Diese Mischung aus Furchtlosigkeit, Fokus, Anpacken und Enthusiasmus scheint einfach Glück und Erfolg anzuziehen. Und dass ihm (und seinem Bruder) das Unternehmertum Spaß macht, war in jedem Satz spürbar. Ich freue mich sehr für sie, dass sie offensichtlich ihren Weg gefunden haben.

Für mich persönlich ein weiteres Beispiel dafür, was möglich ist, wenn man einfach macht, anstatt nur darüber zu sprechen, was alles schief gehen könnte. In diesem Sinne fand ich die Brüder ein schönes Vorbild und hoffe die Teilnehmer können sich etwas davon mit nach Hause nehmen.

Und einmal mehr fand ich das Format des FounderTalks toll, wo man tief in persönliche Geschichten einsteigt, alles fragen darf, und sich im Safe Space austauscht *was natürlich nicht alles hier im Blog landet). Also gleich auf den Newsletter setzen für den nächsten Termin!

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