Es war kuschelig, inspirierend und voller ehrlicher Einblicke – der Founders Talk im Tauberwerk brachte nicht nur mehr als 25 begeisterte Gäste zusammen, sondern auch die spannende Geschichte von Max Bank, der in sieben Phasen von seiner Gründerreise erzählte.
Eigentlich holen wir zum Founders Talk am liebsten regionale Geschichten – und ganz besonders gerne Geschichten, in denen es nicht so rund läuft. Nicht nur, weil man aus Fehlern am besten lernen kann – sondern auch weil wir gerne den Mythos entzaubern wollen, dass “bei den anderen immer alles super läuft”. Jetzt arbeitet Max zwar heute bei der DHWB in Bad Mergentheim, seine Gründung ist aber nicht wirklich regional verankert. Und noch dazu ist sie sehr erfolgreich. Naja – aber die Gelegenheit für einen sehr spannenden Abend mit interessanten Einblicken in das Unternehmertum war einfach zu gut. Aber von Anfang an.
Phase 1: Der Anfang – Ideenfindung und Gründung
Für eine Uni-Vorlesung entwickelte Max mit einem Kommilitonen zusammen ein Konzept für Konkurrenzanalysen im eCommerce. Das war 2012. Max wollte direkt mehr – er hatte den inneren Antrieb, etwas Eigenes zu schaffen, und so gründeten sie zu zweit die Patagona GmbH.
Zwei Entscheidungen hält Max rückblickend für essenziell:
- Mit genau einem Mitgründer zu starten. Nicht allein, aber auch nicht mit zu vielen Personen.
- Direkt den Fokus schärfen. Statt breiter Konkurrenzanalyse konzentrierten sie sich auf Preisanalyse, ein klar abgegrenztes Thema.
Phase 2: Produktentwicklung in den Uni-Computerräumen
Der Start war pragmatisch: Sie entwickelten eine Software, die Preise auf Websites automatisiert ausliest und als Excel-Files ausgab. Diese Dateien wurden dann einfach per E-Mail verschickt. Die ersten Kunden – mittelständische Händler – halfen aktiv bei der Weiterentwicklung des Produkts. Die ersten zwei Jahre waren jedoch hart: wenig Umsatz, kein Gehalt und viele Nachtschichten.
Phase 3 & 4: Erste Mitarbeiter, Professionalisierung
Das Produkt wurde professioneller, erste Strukturen entstanden, und die Gründer begannen, mehr Fahrt aufzunehmen. Doch der große Durchbruch ließ noch auf sich warten.
Phase 5: Go-to-Market – jetzt wird’s ernst
Ab 2015 ging es um den Aufbau eines echten Vertriebs und die Skalierung des Produkts. Zielgruppe waren kleine Unternehmen, Einstiegshürden wurden bewusst niedrig gehalten. Das Produkt entwickelte sich weiter, wurde technischer und smarter. Der Umsatz wurde sofort reinvestiert.
Phase 6: Scale – Wachstum und neue Herausforderungen
Das Team wuchs auf 25 Leute, doch mit dem Wachstum änderten sich auch die Anforderungen an Max als Gründer. Plötzlich ging es nicht mehr um Firefighting in letzter Minute, sondern um Delegation und die Entwicklung einer Arbeitgebermarke.
Die Schattenseite? Ohne finanziellen Puffer wurden die Gründer von der Corona-Krise 2020 hart getroffen. Eine Umsatzdelle reichte aus, um das Unternehmen in existenzielle Schwierigkeiten zu bringen. Harte Entscheidungen – inklusive Entlassungen – mussten getroffen werden.
Lektion: Finanzielle Resilienz ist genauso wichtig wie Wachstum.
Phase 7: Der Neustart nach der Krise
Nach der Krise kam das Unternehmen jedoch gestärkt zurück und der Markt entwickelte sich prächtig. Die Gründer erkannten jedoch, dass ein strategischer Partner notwendig war, um größere Themen wie Internationalisierung und Enterprise-Kunden erfolgreich anzugehen. Dieser Weg führte schließlich 2022 zum Exit und zur Übernahme durch ein größeres Unternehmen. Max und sein Mitgründer blieben zunächst im neuen Unternehmen, doch das Wachstum hin zu einem Scale-Up brachte neue Herausforderungen mit sich – nicht nur beruflich, sondern auch privat.
Max, nun zweifacher Vater, fand es immer schwieriger, den Spagat zwischen Familie und der Rolle als Chief Commercial Officer zu meistern. Er musste auch für sich erkennen, dass ihm die Phase des Startups mehr liegt als die des Scale Ups. Er vermisste die technische Arbeit nahe am Produkt. Anfang 2024 zog er daher einen Schlussstrich und verließ das Unternehmen, blieb aber als Gesellschafter an Bord.
Phase 7: Rückblick und Learnings
Am Ende des Talks wollten alle wissen: Was hat Max aus seiner Reise mitgenommen? Hier sind einige seiner wichtigsten Lektionen:
- Finanzielle Puffer einplanen: Es kommt immer anders, als man denkt.
- Fokus statt Überlastung: Nicht jedes Problem muss sofort (und vom Gründer) gelöst werden.
- Passion über Vision: Sie hatten keine große Vision, dafür aber Leidenschaft für Produkt und Markt.
- Einfachheit siegt: Produktname und Firmenname sollten gleich sein, alles andere führt zu unnötiger Komplexität.
- Gründen während des Studiums: Es war die perfekte Zeit, um zu starten – so viel Zeit und Energie hat man später nie wieder.
Unser Fazit
Der Founders Talk hat sehr ehrliche Einblicke geliefert – und ich konnte (und durfte) hier auch gar nicht alle aufschreiben. Mit mir persönlich haben einige Aussagen von Max sehr resoniert: Gründe zu zweit (aber natürlich braucht es richtigen Mitgründer), habe Passion für dein Produkt, gehe früh raus in den Markt (auch mit einem Excel-File) und lerne, lass dich nicht entmutigen, jede Phase bringt neue Herausforderungen. Auch kann ich die schwierige Transition vom Startup zum Scale Up nachvollziehen, da braucht es einfach andere Rollen und Prioritäten.
Ich habe viel mit dem Kopf genickt – und hoffe, der Talk kann andere motivieren, die Reise anzugehen.
Ich ging dann aber auch mit einem weinenden Auge nach Hause, da Max den universitären Kontext als essentiell für seine Reise dargestellt hat. Genau dieses Umfeld ist in Bad Mergentheim ja jetzt leider nicht so ausgeprägt. Allerdings wurde dieses negative Gefühl sofort wieder wett gemacht von der Tatsache, dass so viele engagierte Studenten der DHBW vor Ort waren, für die Gründung keine theoretische Option war, sondern offensichtlich sehr direkt überlegt wurde. Und die DHWB mit dem Campus in Bad Mergentheim ist zwar nicht die TU Darmstadt, aber darf nicht unterschätzt werden.
Das hat mir Mut gemacht – und ich kann nur jeden Gründungswilligen motivieren mit uns in Kontakt zu treten – zum Beispiel veranstalten wir auch bald unsere nächste Pitch Night. Ansonsten freuen wir uns auf den nächsten Talk im Januar, dann wieder mit mehr regionalem Bezug. Wenn alles klappt, werden am 22.01. Ruth und Jascha vom Derr Hof ihre Geschichte erzählen.
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