FoundersTalk im Oktober: Franziska Lang vom Café Alma

Gestern Abend fand wieder ein FoundersTalk bei Tauberwerk statt – diesmal hat Franziska Lang vom Café Alma ihre Geschichte erzählt – und sie hat mich wirklich tief beeindruckt. Nicht, weil alles glatt lief, sondern gerade, weil so vieles anders kam, sie trotzdem ihren Weg gegangen ist und so offen und ehrlich davon berichtete.

Aber von Anfang an. Franziska hat nach dem Abi Geschichte und Politikwissenschaft studiert – aus ihrer heutigen Sicht wohl eher, weil man nach dem Abi eben irgendwas studieren sollte. Nach einem Volontariat wurde ihr dann aber klar, dass das nicht ihre Richtung ist. Im Rückblick sagt sie, dass sie das eigentlich früher hätte merken können. Dann kam sie in die Gastronomie, weil sie gutes Essen liebt und gerne kocht. Das hat ihr Spaß gemacht – aber die Arbeitszeiten waren hart, das Geld knapp, und wirklich gestalten konnte sie in den Jobs auch nichts.

Also stand sie irgendwann da und fragte sich: Was jetzt?

Eine Freundin brachte sie auf das Thema systemisches Coaching – und das war offenbar ein entscheidender Wendepunkt in ihrem Leben. Franziska erkannte, dass sie selbstständig arbeiten möchte, ihre eigenen Entscheidungen treffen und ihr eigenes Ding machen. Und plötzlich war die Idee wieder da, die sie schon als Kind hatte: ein kleines, feines Café mit hochwertigen Produkten, die sie selbst gut findet – für Menschen, die gutes Essen zu schätzen wissen. Kein Massenbetrieb, kein Stress-Marathon in einer fensterlosen Küche, sondern ein Ort mit Seele.

Dass sie aus einer Bäckerfamilie kommt, half sicher auch: Selbstständigkeit war für sie kein fremdes Konzept, und ihre Familie hat sie von Anfang an unterstützt. Während der Corona-Zeit fand sie dann tatsächlich ein passendes Objekt in guter Lage in Bad Mergentheim – ihre „nächste größere Stadt“, wie sie es nennt, weil sie in Röttingen aufgewachsen ist. Dort hatte sie früher auch oft auf dem Wochenmarkt geholfen und kannte so schon ein bisschen die Menschen, die später zu ihren Gästen werden sollten.

Alles schien gut zu laufen – bis es zu massiven Problemen mit dem Vermieter kam. Vereinbarungen wurden nicht eingehalten, Monate vergingen, ohne dass sich etwas tat. Franziska hatte zu diesem Zeitpunkt ihren Job bereits gekündigt, Ausstattung bestellt, den Schreiner bezahlt. Sie erzählte, dass diese Zeit für sie unglaublich belastend war – ein Zustand zwischen Hoffen, Warten und der Angst, dass alles scheitert. Sport war das Einzige, was sie in dieser Phase über Wasser hielt.

Und trotzdem: Sie hat durchgehalten. Heute kann man fast nicht glauben, dass es dieses Café beinahe nie gegeben hätte. Sie selbst sagt, dass nur die bereits bezahlte Schreiner Rechnung sie vom Aufgeben abgehalten hat. Es ist also eigentlich ein kleines Wunder, dass wir heute überhaupt einen leckeren Espresso im Cafe Alma trinken dürfen!

Am 1. März 2024 war es dann soweit – Eröffnung. Ohne Gästetoilette, ohne Konzession, ohne Baugenehmigung für die Küche – und sogar das Geschirr war noch unterwegs. Aber sie hat einfach angefangen. Und seitdem geht es bergauf. Franziska sagt, sie kann heute von ihrem Café leben, auch wenn es mit Arbeitstagen von elf Stunden alles andere als gemütlich ist. Sie macht das meiste selbst (sie hat lediglich einen Mitarbeiter im Service). Das ist beeindruckend, aber natürlich furchtbar anstrengend. 

Und sie berichtet auch von stetig an ihr nagenden Selbstzweifeln. Wenn ein Tag ruhig ist und nur wenige Gäste kommen, ist sie sofort alarmiert. Ein gutes Beispiel war auch, dass sie den Namen ihres Cafés inzwischen gar nicht mehr für so passend hält. Auf die Frage, von wem sie das gehört habe, meinte sie schlicht, dass sie selbst daran zweifle – (im Raum war übrigens ganz klar die gegenteilige Meinung!). Diese Zweifel sind natürlich belastend.

Diese Offenheit fand ich übrigens besonders beeindruckend – weil sie zeigt, wie es vielen Gründerinnen und Gründern geht, aber kaum jemand darüber spricht. Die Ehrlichkeit hilft anderen, zu sehen, dass solche Phasen eben dazugehören.

Und gleichzeitig spürt man, wie viel Freude sie an dem hat, was sie tut. Sie ist ihr eigener Chef, kann Entscheidungen nach ihrem Gefühl treffen, erlebt schöne Begegnungen mit Gästen, von denen manche zu Freunden werden. Altersvorsorge oder Plan B? Noch offen. Aber sie wirkt trotzdem ruhig – weil sie weiß, dass sie genau das macht, was sie machen will. Und mit einem Zehnjahres-Mietvertrag muss sie sich ohnehin erstmal keine Gedanken über Alternativen machen.

Das Publikum war sich übrigens einig: Das Café Alma ist etwas ganz Besonderes. Es bringt ein Stück urbanes Lebensgefühl nach Bad Mergentheim – mit Liebe zum Detail, gutem Essen und einer spürbaren Portion Herzblut. Und dafür waren glaube ich alle Anwesenden Franzi sehr dankbar.

Also: Geht unbedingt hin! Und wie Franzi es mit einem Augenzwinkern sagte: Am liebsten zu zweit, jeder ein Stück Kuchen, einen Kaffee – und dann darf der Tisch auch nach ner halben Stunde wieder frei werden. 😊

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